Was so einladend rot leuchtet, muss noch lange nicht eine schmackhafte Walderbeere sein, sondern schmeckt im besten Fall nach „gar nix“, weil es sich um die Schein-Erdeere , das Erdbeer-Fingerkraut handelt.
Eigentlich sind es gleich drei verschiedene Pflanzen, welche die verlockend roten Beerenfrüchte liefern, die Blätter sehen täuschend ähnlich aus, die Wuchsform mit den Ausläufern ist ähnlich und auch die Blüten, vor allem bei der weißblühenden Form (Potentilla sterilis) sehen verwirrend gleich aus; sie gehören auch alle in die gleiche Pflanzanfamilie der Rosengewächse/Rosaceae. Hier ein kleiner Wegweiser, um das Erdbeerfingerkraut (Potentilla sterilis), das Indische Fingerkraut (Potentilla anglica) und die besonders delikate Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) zu unterscheiden.
Auch wenn sich die Blätter, wie auch der kriechende Wuchs bei den Pflanzen sehr ähnelt, an den Blatträndern und auch an der Spitze kann man sie unterscheiden.
Ob bei Potentilla sterilis oder (wie bei mir im Garten) das Englische/Indische Fingerkraut Potentilla anglica-gelb blühend, meist ist ein deutlicher Abstand der einzelnen Blütenblätter ganz deutlich, während sich bei der Walderdbeere, Fragaria vesca, die Blütenblätter fast überlappend berühren. Noch kaum geöffnet bildet die Scheinerdbeere ein zusammen neigendes Häubchen.
An der Frucht, dem Sammelnussfrüchtchen namens Erdbeere, kann man sie eigentlich erkennen, denn die Beeren vom Erdbeer-Fingerkraut/Scheinerdbeere/Knack-Erdbeere stehen wie auf dem Präsentiertellerchen auf den Kronblättern nach oben gerichtet, während die Früchte der Walderdbeere immer nach unten hängend sind.
Das Erdbeer-Fingerkraut/Scheinerdbeere/Indische Scheinerdbeere (früher Duchesnea indica) stammt aus dem asiatischen Raum und wurde in Mitteleuropa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze eingeführt und ist stellenweise verwildert.
Potentilla sterilis, das ebenfalls Erdbeer-Fingerkraut bzw. Scheinerdbeere heißt, wiederum ist im gemäßigten West- und Mitteleuropa weitverbreitet. Sie kommt vom nördlichen Spanien in den Pyrenäen im Westen bis Ostdeutschland, mit sehr zerstreuten Einzelvorkommen in Polen und Belarus, im Norden in Skandinavien vor mit Ausnahme des südlichsten Schwedens, im Süden von südlich der Alpen durch Norditalien, das nördliche ehemalige Jugoslawien nach Ungarn, mit einzelnen Vorkommen bis Mazedonien vor (Quelle Wikipedia). Das Erdbeer-Fingerkraut Ptentilla sterilis ist in der Mitte und im Südwesten Deutschlands verbreitet und meist häufig, im Norden, Osten und Süden ist es nur zerstreut bis selten vorkommend; zum großen Teil fehlt es dort auch völlig.
Ist die Frucht von der Schein-Erdbeere giftig?
Hier kann ich gleich jede besorgte Mutter, jeden fürsorglichen Vater beruhigen: „Nein!“ Sie ist nur nicht besonders schmackhaft, von nichtssagend bis „bäh!“ So stelle ich mir vor auf Styroporkügelchen zu beißen.
Noch ein kleines Fingerkraut-ABC zur Ergänzung: die meisten Fingerkraut-Arten sind gelbblühend mit fünfzähligen Blüten.
- Potentilla alpicola, Alpen-Fingerkraut
- Potentilla aurea, Gold-Fingerkraut
- Potentilla erecta, Blutwurz (Blüte 4-zählig!) sind alle eher alpine Formen
- Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut, ist die vlt. bekannteste Art ... Es gehört wie die anderen Fingerkräuter zu den Rosengewächsen. Hat aber untypisch gefiederte Blätter (keine Finger), die auf der Unterseite silbrig behaart sind. Mit seinen Ausläufern kann es bodendeckende Teppiche bilden. Sehr robust und auch im Winter grün, deshalb ist es auch an der Nord- und Ostsee beliebtes Winterfutter für die Gänse. Vielleicht spielen aber auch seine Heilkräfte dabei eine wichtige Rolle. Die Wildtiere wissen schon, was ihnen gut tut.
- Potentilla alba, Weißes Fingerkraut
- Potentilla palustris, Blutauge, mit der dunkelpurpurnen Blüte ein Hingucker an Sumpfrändern.
Potentilla kommt von lat. potentia= Macht, mächtig … zielt auf die Heilwirkung der verschiedenen Arten, z.B. Blutwurz, ab.