Als Kosenamen bekommt es auch noch „Schnickelchen“ nach seinem Gesang schnickschnickschnick. Dieser unverwechselbare Singvogel, der auch durch seinen hochwippenden Schwanz leicht unter den anderen anwesenden Wintergästen zu erkennen ist, bekommt hier ein kleines Porträt.
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) aus der Familie der Drosseln, in Europa bis Westasien heimisch, ist besonders im Winter unter all den Vogelfuttergästen leicht zu erkennen. Hochbeiniger Stand, drolliger Knicks, wippender Schwanz und meist als Einzelgänger unterwegs. Unter den Top 10 der Wintervögel rangiert es so gegen den Platz 5. Als Teil- oder Kurzstreckenzieher, wie etwa auch der Buchfink, kann es bis zu 11 Jahre alt werden. Eigentlich frisst es am liebsten am Boden, ich habe es aber auch an den Meisenknödeln oder am Fettfutterstrumpf in unserem Garten beobachten können.
Ist es alleine am Futterplatz, kann man ihm gemütlich zusehen. Sind störende andere Vögel da, bedient es sich und schwupps, fliegt es in die Büsche zum Verspeisen. Ach ja, Rotkehlchen dulden keinen anderen Artgenossen in der Nähe, also entdeckt man am Futterplatz auch immer nur ein Exemplar. Die bei uns überwinternden Tiere stammen meist aus dem Norden. Und unsere, im Sommer hier heimischen, wandern eben mehr südwärts ab.
Ab April beginnt es bei uns in Nordtirol zu singen. Ach ja, die Uhr kann man auch nach ihm stellen – es ist ein früher Sänger, so ab 4.10 Uhr fängt es in der Morgendämmerung an. Und abends trällert es auch noch mal bereits in anbrechender Dunkelheit. Und – in der Vogelwelt nicht so gebräuchlich – auch Frau Rotkehlchen schmettert aus voller Kehle!
Brutzeit für das Rotkehlchen ist Mai und Juli mit zwei Bruten. Sein Nest wird mit Moos, Halmen, Haaren und Federn ausgepolstert. Lässt man als naturnaher Gärtner Reisighaufen an störungsfreien Plätzen im Garten liegen, kann es sein, dass sich das Rotkehlchen darin eher bodennah sein Nest richtet. Aber Vorsicht, falls Sie selbst oder der Nachbar Katzen hat!
Ich richte dem Rotkehlchen lieber einen vorgebauten Nistplatz in der Kletterrose an. Da hat es Ruhe vor ungebetenen Besuchern.
Als ordentlicher Schädlingsvernichter hat es in eher unaufgeräumten Gärten gute Bedingungen. Allerdings in eher sterilen Gärten mit ganz viel Rasen und nix Drumherum oder gar in den modernen Schottergärten fühlt es sich gar nicht wohl. Wer Totholzbereiche hat oder Stumpery, schön durchwachsene Heckensträucher mit dichtem Unterwuchs hat gute Chancen, dass es bei ihm nicht nur „erntet“ sondern auch nistet.
Noch ein wenig zum bezeichnenden Vogelnamen: Rotkehlchen. Tiere und ihre Namen spielten früher in vielen Geschichten und Fabeln eine große Rolle. Auf diese Art wurden oft menschliche Schwächen bewusst gemacht, gute Ratschläge erteilt oder eben die besonderen Eigenschaften eines Tieres erklärt.
- Dem Rotkehlchen wird nachgesagt, dass es dem gekreuzigten Heiland zur Hilfe kommen wollte und sich bemühte die Nägel am Kreuze heraus zu ziehen. Dabei fiel ihm ein Blutstropfen auf die Brust und hat sie (dauerhaft) rot gefärbt.
- (Bei den Singvögeln sind übrigens gleich fünf Farben beim Kehlfleck vertreten: Rotkehlchen, Braunkehlchen, Schwarz- und Weißkehlchen und noch das Blaukehlchen.)
- Das -chen ist eine übliche Verniedlichungsform, macht aus dem niedlichen Vogel eben gleich ein Vögelchen.
- Für viele gilt das Rotkehlchen auch als Krafttier mit folgender Bedeutung: Die Bedeutung des Rotkehlchens wird schon durch den roten Brustfleck signalisiert. Das Herz am rechten Fleck und eine Stimme, um sich selbst auszudrücken.
Mir reicht es das Rotkehlchen als liebgewonnenen Gast in unserem Garten immer wieder willkommen zu heißen.
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