Garten-Wollbiene

Garten-Wollbiene

Anthidium manicatum, Garten-Wollbiene oder auch Große Wollbiene genannt, ein kleines Porträt.

Aufgefallen ist mir diese Biene im letzten Sommer durch ihr Gehabe. Ein auffälliges Insekt, in meinen Augen eher eine Schwebfliege, jedenfalls ein wespen- oder schwebfliegenähnliches Etwas, patroullierte unentwegt an dem soeben aufgeblühten Ziest (Stachys). Flitzte pfeilschnell, verharrte schwebend in der Luft (deshalb dachte ich an eine Art Schwebfliege) und zischte dann schon wieder wie auf einem Kontrollflug rund um die Pflanze. Mit dem Fotoapparat nur durch Serieneinstellung mal halbwegs scharf zu erwischen.

Sein Gehabe erinnerte mich frappierend an die Männchen der Frühlingspelzbienen, Anthophora plumipes, der an den Schlüsselblumenplätzen bei uns im Garten immer seine Suchflüge nach Weibchen startet.

Ich sollte mich nicht groß irren, denn die Große Wollbiene, das heißt das Männchen dabei, macht es nämlich wirklich genau gleich. Kontrollflüge auf der Suche nach willigen Wollbienendamen, andere Insekten tatkräftig vertreiben und ja nichts verpassen; Fachbegriff dafür: ausgeprägtes Territorialverhalten.

Nun zu den Fakten: die Garten Wollbiene, Anthidium manicatum, auch Große Wollbiene genannt, fliegt von Juni bis September. Sie ist relativ groß, 11-18mm lang, Haarpolster sind an den Vorder- und Hinterbeinen und hat eine markante gelb-schwarze Zeichnung. Sie gehört in die Familie Anthidium, die Harz- und Wollbienen, und typisch ist, dass die Weibchen zur Ausstattung der Brutzellen, Pflanzenwolle als Nist- und Baumaterial sammeln, welche sie von den Pflanzenstielen oder Blättern schaben. So fliegen sie dann mit einem Pölsterchen, ähnlich einem Mini-Wattebausch, zu ihren Nistplätzen. Die Wollbienen sind Bauchsammlerbienen, zu den Bauchsammlerbienen gehören neben ihnen auch noch die Mauerbienen auch die Blattschneiderbienen, Mörtelbienen und Harzbienen.

Eine Besonderheit bei der Wollbiene, das Männchen hat fünf Dornen am Hinterleib, das Weibchen ist kleiner, mit gelber Bauchbürste. Nicht ohne Grund wurde die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) zur Wildbiene des Jahres 2014 gewählt, denn diese faszinierende Wildbienenart hat viele Besonderheiten.

Abbildung aus dem Fachbuch „Wilde Bienen“ , Heinz Wiesbauer

Nicht nur der Körper ist schwarz-gelb gezeichnet, auch eine markante gelbe Kopfzeichnung ist gegeben und wenn das Männchen mit dieser gelben Maske grimmig frontal auf einen zufliegt; also ich hätte als „Nicht-Wollbiene“ schon Schiss! Es gibt nur eine Generation pro Jahr.

Die Weibchen bauen die mit Pflanzenfasern ausgepolsterten Brutzellen in Hohlräume wie Mauerritzen, Altholzritzen, Löcher. Trachtpflanzen, also Futterpflanzen für die Wollbiene sind vor allem Lippenblütler, aber auch Schmetterlingsblütler und Rachenblütler. Bei uns ist es eben vor allem der blühende Ziest, der heiß begehrt ist. Zum Nestbau sind besonders beliebt Woll-Ziest und Deutscher Ziest, Strohblumen, Muskatellersalbei, Wolliger und Roter Fingerhut, aber auch andere wollige Pflanzen, bei mir ist es auch noch die Vexiernelke, die beliebt ist als Faserlieferant.
Das Baumaterial wird mit den Beinen festgehalten und im Flug wie ein kleiner Wattebausch zum Nistplatz transportiert. Der Nachwuchs wird also sprichwörtlich „auf Wolle gebettet“. In die mit Pflanzenfasern ausgekleideten Brutzellen legen sie ein Ei und zusätzlich Pollenkügelchen und Nektar. Mit dem Kopf voran schiebt die Biene die Nahrung hinein, dann dreht sie außen um, Hinterleib voran und drückt mit dem Po die Ränder der Zelle zusammen und verschließt sie. Häufig bauen sie mehrere Zellen nebeneinander. Nester werden stets mit Pflanzenmaterial und Steinstückchen verschlossen und quasi unsichtbar gemacht. Über den Winter und Frühling entwickeln sich die Larven und Puppen bis im frühen Sommer die neue Generation an Jungbienen schlüpft. In ihrem Fall sind es aber zuerst die Weibchen und erst dann die männlichen Wollbienen (normalerweise umgekehrt, siehe Mauerbienen)

Vexiernelken satt

Wer Glück hat, kann die Große Wollbiene sogar beim Schlafen antreffen, wenn man zeitig am Morgen durch den Garten streift und Ausschau hält; wobei sie sich mit den Mandibeln an Pflanzenteilen festbeißen und einfach hängen lassen.

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