Amanita muscaria ist ein giftiger Pilz, der den meisten Menschen bekannt ist. Nun ist er zum Pilz des Jahres gewählt worden. Ein kleines Porträt sei ihm hier gewidmet.
Er ist Märchenpilz, Glückspilz und Pate zahlreicher lieblicher Darstellungen gemeinsam mit Zwergen und märchenhaftem Wald.
Er ist ein gestielter Pilz mit Lamellen auf der Hutunterseite. Ist er in seinem Jugendstadium noch ein kleines rundliches Knöllchen, ist er als ausgewachsenes Exemplar mit seinem prächtigen roten Hut mit den weißen Warzen wirklich sehenswert (fürs Auge). Der Stiel trägt eine weiße Manschette und auch die engstehenden Lamellen sind rein weiß. Die Huthautpigmente können sich in Regen auflösen und färben dann Lamellen und Stiel leicht gelblich.
Meist findet man ihn in Fichten-, Kiefern- und Birkenbeständen; freundlicherweise ist er oft mit dem wunderbaren Speisepilz, dem Steinpilz, vergesellschaftet. Also immer im Umkreis nach dem anderen genießbaren Pilz Ausschau halten; nur mal so als Tipp unter Pilzsuchern.
Seinen Artnamen Amanita muscaria erhielt der Fliegenpilz nach dem Gift Muscarin , das jedoch im Fliegenpilz nur in geringen Mengen vorkommt. In früheren Zeiten wurde Milch mit dem Fliegenpilz versetzt und diese Milch zum Abtöten von Fliegen (musca=Fliege) verwendet. Ob es nicht vielmehr viele Bauernkinder getroffen hat, weiß man nicht so genau.
Hauptwirkstoff des Fliegenpilzes ist die Ibotensäure, die vornehmlich im Fleisch des Hutes und in den Lamellen vorkommt. Die Ibotensäure zerfällt allerdings leicht zu Muscimol, das nicht nur stärker als die Ibotensäure ist, sondern auch für die berauschende Wirkung des Fliegenpilzes verantwortlich ist. Der Lamellenpilz ist zwar mit den Knollenblätterpilzen verwandt, aber kein absolut tödlicher Giftpilz. Typisch nach Verzehr sind z. B. geweitete Pupillen, rasender Puls, bis hin zu Krämpfen und zentralnervösen Störungen.
Manchmal werden noch junge Pilze mit einem Flaschenbovist verwechselt. Im Zweifelsfall den Pilz durchschneiden; scheint eine gelbrote Haut/Linie auf, nicht verwenden!
Sämtliche Geschichten, die sich rund um die berauschende Wirkung des Fliegenpilzes ranken, sei es von Schamanen, Urvölkern oder auch meinetwegen dem Ururgroßvater aus dem Kaukasus, sollte man dort lassen, wo sie nichts anstellen können, nämlich im Bereich der Mythen. Schon zu viele Menschen sind nach vermeintlich „eh alles rundherum richtig gemacht“mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus gelandet.
Ab 1900 taucht der Fliegenpilz verstärkt als Glückssymbol auf: als Schmuck, Dekoration und Kitsch in vielen Varianten auf. So stellt er noch am wenigsten an, denn so ein kleines Glücksschwammerl als Anhänger etwa, hat noch niemandem weh getan.
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