Gewusst wie: Mais von Hand bestäuben

Gewusst wie: Mais von Hand bestäuben

Maispflanze

Mais im Garten angebaut und keinen einzigen Kolben geerntet? Willkommen im Club. Ging mir genau so. Da kann man was dagegen unternehmen.

Mit großer Begeisterung habe ich mich im eigenen Garten an die „Drei Schwestern“ oder auch „Indianerbeet“ oder auch „Milpa“ genannt gemacht.
Was das ist? Ganz einfach: das ist die alte traditionelle mexikanische Anbauweise von Mais, Kürbis und Bohnen in einem gemeinsamen Beet. Hat wunderbar geklappt, Bohnen satt, zwei kleine Kürbisse, aber was nichts wurde, das waren die ersehnten Zuckermaiskolben. Dabei stand der Mais wunderbar da und wedelte brav vor sich hin.

Wie macht man ein Inianerbeet?

Was ich nicht beachtet habe war die Bestäubung durch den Wind. Das Eckchen, wo ich die Pflanzen hingesetzt habe, war zwar wunderbar sonnig, aber windarm.
Feixend erklärte mir ein ehemaliger Gartenkollege, dass ich halt „Hand anlegen“ hätte müssen; sprich die weiblichen Blüten von Hand bestäuben. Ist nicht so schwer, wie es klingt; auch nicht für den Laien.

Hier wächst es bereits üppig, die Seidefäden verfärben sich.

Handbestäubung beim Mais: gewusst wie!

Der Mais hat getrennte männl. und weibl. Blütenstände! An der Spitze der Pflanze befinden sich die männl. Blütenrispen. (sehr grasähnlich) Die weibl. Blütenstände sind von Hüllblättern umgeben und stehen seitl. an den Sprossen. Die Büschel/auch Bart genannt, sind die Narbenfäden (Seide).

Im oberen Teil der Pflanze stehen die männlichen, sehr grasähnlichen Blüten, man nennt sie auch Quaste. Sind die Quasten vollständig geöffnet, rieselt der gelbe Pollen heraus. Um aber Selbstbestäubung zu vermeiden, gehen die von den Hüllblättern umgebenen weiblichen Blüten, die Seidefäden unterhalb etwas später auf, damit sie nicht von der eigenen, sondern eben von einer benachbarten Maispflanze bestäubt werden.

Jetzt käme der Wind ins Spiel, der den Pollen von Pflanze A auf die bereiten Fäden auf einer benachbarten Pflanze B weht. (Fehlt aber der Wind, kommt der Pollen nicht auf die weiblichen Blüten).

Jetzt darf mann/frau sich als Wind betätigen. Sobald man sieht, dass die Quasten Pollen verteilen, beobachtet man die weibl. Blüten. Lugen die Seidenfäden bereits aus den Hüllblättern heraus, bricht man eine Quaste ab und wedelt über diese benachbarte weibl. Blüten. Am besten abends und bei trockenem Wetter.

Ihr dürft dazu auch Zaubersprüche brummeln oder singen oder den Nachtfaltern zugucken; alles erlaubt!
Macht man das kontinuierlich eine Woche lang, immer wieder mit neuen Quasten, kreuz und quer über seine paar Maispflanzen, hat man sicher so einiges bestäubt und kann auf die Maiskolben sehnsüchtig warten.

Mehr über die Maispflanze könnt ihr hier im Hauptartikel dazu nachlesen: Mais – Gemüse des Jahres

Erntereif ist der Mais je nach Sorte ab Mitte August, sobald sich der Bart bräunlich verfärbt.

Es war eine erfolgreiche „Quasten-Bestäubung per Hand“ … und geschmeckt haben die Maiskolben so frisch geerntet auch noch dazu. Bei einem allerdings hat das plötzlich sehr herbstliche Wetter 2023 im August dazu geführt, dass es sich der Kolben kurz überlegt hat:

Soll ich reifen oder soll ich’s seinlassen?“ war jedenfalls ein lustiger Anblick. Fazit: Nächstes Jahr wieder!