Schon der Name klingt bezaubernd – Kerzen, die nachts leuchten. Und wie sie leuchten, besonders abends und noch in den ersten Morgenstunden. Den Titel „Nachtkerze“ verdankt sie der Öffnungszeit ihrer Blüten, die erst bei Einbruch der Dunkelheit, im Sommer so gegen 21.30 Uhr, in einer fließenden Bewegung aufgehen.
Die Nachtkerze, Oenothera
Man kann wirklich dabei stehen bleiben und das Aufgehen der vier Blütenblätter genießen.
Wer besonderes Glück hat, den umschwirrt auch bald darauf der Nachtkerzenschwärmer.
Für den Schmetterling selbst ist die Nachtkerze nicht die Nahrungsquelle, da begnügt er sich mit Natternkopf, Flieder oder Salbei, aber als Eiablage braucht er als Futterpflanze für seine grünbraune Raupe mit dunklen Augenflecken entweder Nachtkerze oder Weidenröschen .
Kurz-Steckbrief zur häufigsten Nachtkerze, der Oenothera biennis:
Die Zweijährige Nachtkerze, Oenothera biennis, stammt aus Nordamerika und gehört zu den Nachtkerzengewächsen, Onagraceae. Als zweijährige Pflanze bildet sich im ersten Lebensjahr eine sehr typische Grundrosette mit Blättern. Erst im zweiten Lebensjahr treibt sie den Blütenstängel aus. Kennzeichnend ist die aus vier Blütenblättern bestehende (meist gelb) Blüte; heimische Vertreter dieser Familie sind unter anderem die Weidenröschen-Arten (Epilobium). Wer die verblühten Stängel mit den ausreifenden Samen in seinem Garten stehen lässt, der bekommt dann
a) gratis in den Folgejahren ganz viele weiteren Nachtkerzenpflanzen … und
b) macht samenpickenden Vögeln, wie den Grünlingen oder dem Stieglitz im Winter und Vorfrühling viel Freude.
Zum Fressen gern, also gut zum Verspeisen geeignet,
klingt für den Menschen als Verbraucher um Einiges besser. Eingeführt wurde die Nachtkerze aus Nordamerika und 1612 erstmals im botanischen Garten von Padua gezogen. Von dort aus eroberte sie den ganzen europäischen Kontinent, ist also ein sogenannter *Neophyt.
*Die Rotkelchige Nachtkerze, Oenothera glazioviana, ist eine neu in Europa entstandene Art der Gattung Nachtkerzen (Oenothera), die vermutlich eine Hybride zwischen Oenothera elata subsp. hookeri und der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis) ist.
Von der Blüte bis zur Wurzel:
Blätter: Die Blätter der Rosetten kann man im Frühjahr, bevor noch der Blütenstängel hochwächst, wie Mangold verwenden. Also roh, gedünstet, blanchiert und etwas angebraten.
Wurzeln: Schon die Indianer schätzten die fleischige rötliche rübenförmige Wurzel als Gemüsepflanze. Die Wurzeln wurden früher in dünne Scheiben geschnitten und wie die Schwarzwurzel zubereitet. Allerdings ist die Wurzel erst in der Winterruhe, also bei uns von etwa November bis März, schmackhaft, sonst eher holzig und zäh.
Blüten: Auch die Blüten sind sowohl frisch, als auch kandiert, köstlich, nicht nur dekorativ. Man kann die Blüten auch ernten und trocknen und als leichten bekömmlichen Tee aufbrühen.
Samen: Die ölhaltigen Samen sind auch medizinisch wertvoll; allerdings lasse ich meine Samenstände den ansässigen Vögeln zum Verzehr und besorge mir Samen für mich persönlich aus der Apotheke. Die Ernte ist nämlich vor allem „mühsam“.
Medizinisch wirksame Teile der Pflanze sind die Blätter, Samen und die Wurzel. In ihnen enthalten sind Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe. Die Samen der Nachtkerze liefern wertvolle Linolsäure, eingesetzt sowohl bei Neurodermitis, in der Kosmetik, aber auch für die Linderung von Wechseljahresbeschwerden oder gegen Arterienverkalkung empfohlen.
Wer mehr über die Nachtkerzen-Arten erfahren möchte, der kann in einem eigenen Artikel weiterlesen. Ich jedenfalls möchte sie in meinem Garten nicht missen. Ob im Sommer abends als Genuss für Auge und Nase, oder bis ganz spät im Herbst, wo sie sogar den ersten Frost meist tapfer übersteht.
Und zum Weidenröschen und seinen Vertretern aus der gleichen Familie gibt es natürlich auch was zum Nachlesen.