Landkärtchen, ein Edelfalter

Landkärtchen, ein Edelfalter

Zum Insekt des Jahres 2023 gekürt!
Ein Schmetterling mit zwei verschiedenen Erscheinungsbildern übers Jahr, das ist beim Landkärtchen (Araschnia levana) der Fall. Die Frühlingsausgabe ist orangebraun mit schwarzer Zeichnung, die Sommerfalter sind dagegen schwarz mit weißen Binden und roten Fleckenreihen. Die Flügelunterseite aber gibt ihnen den Namen „Landkärtchen“ zurecht, sieht sie doch aus wie eine Wegekarte und das bei beiden Formen, also Frühlings- und Sommerfalter.

Das Landkärtchen gehört zur Familie der Edelfalter, wie C-Falter, Fuchs oder Admiral. Die Raupen sind schwarz oder braun gefärbt, stachelig und mit einem Dornenpaar am Kopf; sie leben auf Brennnesseln. Also – den Spruch immer beachten: „Wer die Brennnessel nicht ehrt, ist den Falter nicht wert.“

Übrigens neigen die Landkärtchenmütter zur Hochstapelei; denn sie legen ihre Eier in grazilen Türmchen im 6er oder 12er Pack auf die Brennnesseln.

Die hellen Frühlingsformen schlüpfen aus überwinterten Puppen, die dunklen Sommerformen aus diesjährigen Puppen. Und die unterschiedliche Färbung schreibt man den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen (Tageslängen, Temperatur) der beiden Puppenformen zu. Wissenschaftliche Bezeichnung dafür: Saisondimorphismus oder auch Saisondichroismus.
Die Raupen aus den Sommerformen verpuppen sich im Spätsommer und überwintern. Und kehren als orangefarbene Landkärtchen hoffentlich im Frühjahr wieder.


Es fliegen zwei Generationen von April bis Juni und von Juli bis August. Die anfangs grünen Eier verfärben sich mit der Zeit von gelb auf dunkel. Nach ungefähr 10 Tagen schlüpfen die Eiräupchen. Die erste Nahrung für sie stellt, wie bei vielen Schmetterlingsraupen, die Eischale dar, die teilweise nur angeknabbert, oder bis zur Hälfte aufgefressen wird, bevor sich die Raupen den Futterpflanzen, eben den Brennnesselblättern zuwenden. Nach viermaliger Häutung verpuppen sie sich (Stürzpuppen).

Ihr Lebensraum sind bevorzugt feuchte Hochstaudenfluren mit Brennnesseln, wie sie in lichten Wäldern, an Waldrändern und Übergangsmooren anzutreffen sind. Bei uns kommen sie auch im moosreichen eher feuchten baumbestandenen Gartenbereich vor. Brennnesseln haben wir im naturnahen Garten reichlich und auch für die Falter selbst herrscht ein üppiges Angebot.

Apropos Brennnesseln – weil die Raupen bevorzugt auf Brennnesseln angewiesen sind, nennt man auch eine Reihe von Faltern „Nesselfalter“. Wobei auch die Raupen durch Nesselfalter … die Raupen sind sowohl durch ihre Brennhaare als auch durch das brennende Sekret, das sie ausscheiden, vor Fressfeinden gut geschützt und für Vögel quasi ungenießbar.
Damit es auf den Brennnesselpflanzen nicht zum Stau kommt, einigen sich die Raupen auf „Fressen an der Oberseite“ oder auf der „Unterseite“ … das Landkärtchen (auch der C-Falter) bevorzugt die Unterseite. Was geschieht, wenn sie sich in der Mitte treffen? Das müsst ihr bitte Schmetterlingsforscher fragen.

Weitere kleine Beiträge zu den unterschiedlichsten Schmetterlingen findet ihr hier:

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